Interview: Dr. Katarzyna Schubert-Panecka
Die CLP - Interviewreihe geht in die vierte Runde: Diesmal kommen wieder zehn JuristInnen zu Wort, die coachen - Legal Coaches, die aus sehr unterschiedlichen Gründen sich Zusatzkompetenzen mit einer professionellen Coachingausbildung erworben haben.
CLP hat diese Legal Coaches in sehr unterschiedlichen Positionen dazu befragt, was sie dazu bewogen hat und wie Coaching ihre berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflusst hat:
Dr. Katarzyna Schubert-Panecka ist promovierte Juristin und Wirtschaftsmediatorin, seit über 15 Jahren auch professionell mit der Unterstützung von Verständigungsprozessen in interkulturellen Räumen sensu largo beschäftigt. Sie ist Mitgründerin und Mitglied des Leitungsteams der Forschungsgruppe Mediation, Redaktionsmitglied Perspektive Mediation, international zertifizierte Wirtschaftsmediatorin, Mediationsausbilderin und -Supervisorin (DACH) mit einer langjährigen Erfahrung im Wirtschafts- und Hochschulbereich. Als zertifizierte Mediatorin arbeitet sie zudem im Bereich Energiewende und Klimaschutz. Sie ist zertifizierte Business (Team) Coachin (PCC ICF) sowie Autorin seit 1997.
1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum?
Coaching als eine professionelle Dienstleistung im Sinne eines partnerschaftlichen, fördernden und fordernden sowie kreativen Austausches mit den KlientInnen, dank welchem diese in ihrem Beruf oder in anderen Bereichen unterstützt werden, habe ich zuerst in 2007 kennengelernt. Damals war ich jedoch eher informell und zwar im Kontext einer Mediationsausbildung tätig. Anfänglich - damals war ich selbst noch als Juristin tätig - konnte ich damit wenig anfangen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits Erfahrung mit psychologischer Arbeit gehabt, mit 15 Jahren erste Fortbildungen dieser Art besucht und mich für Psychologie sehr interessiert. Das zum damaligen Zeitpunkt herrschende Bild von Coaching schien mir eine wenig unverständliche, kommerziell ausgerichtete Luxusleistung zu sein. Erst eine Freundin von mir, die ich im Kontext von Mediation kennenlernte und die auch eine Coachingsausbilderin ist, hat mich einige Jahre später mit ihrer Coaching-Haltung und Arbeit soweit überzeugen können, dass ich eine Ausbildung bei ihrer gestartet und 2011 absolviert habe. Meine Motivation war damals eher auf eine persönliche Weiterentwicklung ausgerichtet als dass ich die Idee hätte, eines Tages selbst als Coachin zu fungieren. Mit den Jahren hat sich herausgestellt, dass sich das methodische Repertoire - nun aus meiner Tätigkeit als Mediatorin und Trainerin und eben Coaching - sehr gut kombinieren und auf die Anliegen der KlientInnen flexibel anwenden lässt. Vor allem aber habe ich eine große Freude an dem coachenden Ansatz gefunden.
2. Was hat Sie daran besonders fasziniert?
Ich bin von Methodenvielfalt und Multidisziplinarität fasziniert, bevorzuge es eklektisch zu arbeiten und es sind wahrscheinlich die Übergänge, die Verbindungen und dann doch Eigenarten der jeweiligen Methoden und Verfahren, die mich begeistern. Im Coaching selbst fasziniert mich wahrscheinlich die Hebelwirkung, die durch ein Erkennen eines Selbst, eigener Gedankengänge, pluralen Identitäten, Strebungen und Widerstände, der Werte und Widersprüche, Verhaltensweisen und Akzeptanz erreicht werden kann. Welche dann wiederum die Verbesserung der Verständigung sowie der Zusammenarbeit mit sich bringen. Ich genieße es geradezu, diese Klärungsprozesse mit Menschen und Teams durchzuführen, die damit in dem Unternehmen oder anderer Organisation deutlich bessere Alltagsqualität und Nachhaltigkeit erreichen können.
3. Wie setzen Sie Coaching heute in ihrer beruflichen Situation ein?
Ich coache beinahe täglich, das heißt ich setze Coaching sehr praktisch in der Arbeit mit Individuen und Teams, sowie ganzen Gruppen ein. Oft sind es Führungskräfte, Executive (Boards) und WissenschaftlerInnen, aber auch KollegInnen vom Fach, die ich im Kontext von Coaching, Intervision oder Supervision begleite. Vor Ort und nun auch online weltweit. Da ich auch als Mediatorin, Moderatorin und Ausbilderin arbeite, sind es manchmal flüssige Übergänge vom Einsatz von Coaching oder anderer Verfahren, die jeweils einer Klärung bedürfen. Diese Klärung gehört zu meiner gesamten Dienstleistung: was konkret gebraucht wird und welches Methodenrepertoire den größten Mehrwert für die KlientInnen mit sich bringt, ist relativ individuell.
4. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert?
Da ich zuerst Mediatorin und dann Coachin wurde, hat die Coachingsausbildung meinem juristischen Beruf eine weitere Zäsur gesetzt. Zwar habe ich bereits 2008 / 2009 entschieden, mich ausschließlich auf ADR zu fokussieren, es hat dennoch eine Weile gedauert, dieses Angebot ähnlich wertzuschätzen, wie ich dies gegenüber unserem juristischen Handwerk getan habe. Die Coachingsausbildung hat dahingehend eine weitere Klärung und Unterstützung von Wirksamkeit ermöglicht.
Ihr persönliches Fazit:
"I was born to mediate" schrieb eine Mediatorinkollegin auf einem Werbeartikel, welchen wir vor Jahren und zwar im Rahmen der ICC International Mediation Competition plakativ verwendet haben.
Dank Mediation und dann Coaching habe ich ein Verfahren und einen Weg für mich gefunden, der Verständigungsarbeit nach innen und außen zu unterstützen, die ich bereits als Jugendliche angefangen habe. Gerade in der aktuellen Situation in Europa wird der Bedarf für Verständigung dieser Art sehr deutlich und dahingehend auch unsere Gegenüber dem rechtswissenschaftlichen und dann rechtspraktischen Zugang haben mir die beiden Professionen eine deutlich größere und an der Realität der KlientInnen orientierte Wirksamkeit und Lösungsfindung ermöglicht. Sie haben mich seit je begeistert, weil ich nun beiden und mehr Parteien zuhören, beide nachvollziehen und zu einer nützlichen Vereinbarung für alle hin begleiten konnte. Ohne parteiisch zu sein, sein müssen, wie wir dies dem Mandat folgend ja als JuristInnen verpflichtet sind zu sein. Zugleich möchte ich die große Relevanz unseres Ursprungsberufes - es sind wie komplementäre Tätigkeitsfelder, die sich sehr gut bereichern können - wenn auch wegen der Rollenklarheit und Allparteilichkeit nicht immer in einer Person wiederfinden lassen (sollen).
Hier ist es interessant das MediationgsG zu benennen, das eine funktionale Definition von Mediation formuliert und somit auch für TeamCoachings geltend gemacht werden kann. Als Ausbilderin bin ich überzeugt, dass sowohl coachende als auch mediative Kompetenzen sehr große Wirksamkeit in dem Führungsalltag sowie in dem Kontakt zu den KlientInnen haben - ob bei Klärung der konkreten Anliegen beider Seiten, Prüfung von Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen Angebots und dessen qualitativer Durchführung als auch Evaluation, lassen sich Missverständnisse mindern und damit Energie und Kosten schonen.
Vielen herzlichen Dank.
Freuen Sie sich auf weitere Legal Coaches und lassen Sie sich inspirieren!
Weitere Interviews finden Sie hier.
Mehr zu Dr. Katarzyna Schubert-Panecka finden Sie hier:
Informieren Sie sich hier über die Legal Coaching Ausbildung bei CLP und das Programm 2022 sowie die offene Seminarreihe zu Legal Coaching für alle Interessierten (ideal, um von dort in die Ausbildung zu starten)
Achtung: Die Anmeldung für den nächsten Ausbildungskurs ab November 2022 ist bereits eröffnet!