19.11.2020

Interview: Christian Solmecke, LL.M., Deutschland

CLP begleitet seit Jahren Kolleginnen und Kollegen aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Rechtsbranche auf ihrem beruflichen Weg zum Erfolg. In dieser dritten Interviewreihe wird es darum gehen, wie vielfältig sich Anwaltspersönlichkeiten aus ganz Europa in und neben ihrem Beruf engagieren. Und natürlich haben wir Sie auch wieder nach ihrem ganz persönlichen Erfolgsgeheimnis gefragt!

Die CLP - Interviewreihe geht in die dritte Runde: Nach der Expertenrunde sowie den Legal-Coaches geht es nun in erster Linie um besonderes Engagement in und neben dem Anwaltsberuf. Einige von ihnen sind für dieses Engagement bereits mit Preisen geehrt worden; in jedem Falle aber sind alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Kreis sehr erfolgreich in dem, was sie tun. Das mag an der mitreißenden Leidenschaft liegen, mit der sie sich für ihre Sache engagieren. Oder an ihrem persönlichen Erfolgsrezept, was sie uns jeweils am Ende verraten.

Christian Solmecke ist auf nahezu allen Social Media Kanälen zu finden, vor allem aber auf YOUTUBE zu Hause. Seine Videos werden regelmäßig von über 600.000 Abonnenten gesehen.

Herr Solmecke, darf ich Sie bitten, sich selbst kurz vorzustellen?

Mein Name ist Christian Solmecke, ich bin 46 Jahre alt, wohne in Köln und bin Partner der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke. Privat fahre ich gerne mit meiner Frau und unserem 13-jährigen Sohn in unser Ferienhäuschen nach Holland. Dort stehen dann Schwimmen im Meer, Segeln oder Windsurfen auf dem Programm.

Darüber hinaus würde ich mich als Legal Tech Unternehmer bezeichnen. Durch die vielfältigen Marketing Aktivitäten in meiner Kanzlei haben wir so viel Geschäft bekommen, dass wir große Teile des anwaltlichen Arbeitens automatisiert haben. Diese Automatisierung stellen wir mittlerweile auch vielen anderen Berufskollegen mit der ersten komplett cloudbasierten Anwaltssoftware Legalvisio.de zur Verfügung.

Darüber hinaus betreibe ich noch die Webseiten Juridicus.de (hier verleihen wir Prüfungsprotokolle für das erste und zweite Staatsexamen) und Iurratio.de dort vermitteln wir die besten Talente an Top Kanzleien.

1. Was bedeutet es Ihnen ein Social Media Star – ein Influencer zu sein?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass es nie geplant war über die sozialen Medien gewissermaßen berühmt zu werden. Wobei Berühmtheit natürlich ein relatives Wort ist. Ab und an – etwa zweimal pro Woche – wird man auf der Straße angesprochen und die Menschen freuen sich, einen Youtuber zu treffen. Ich unterhalte mich dann gerne mit den Leuten und man kommt mit vielen Menschen in Kontakt.

In erster Linie habe ich den YouTube Kanal vor zehn Jahren aus Interesse an dem neuen Medium YouTube gestartet. Dass wir daraus dann später über 20.000 Mandate akquirieren konnten, hätte ich niemals für möglich gehalten. Natürlich wurden wir auch immer professioneller, je mehr wir sahen, dass sich die Sache lohnt. Mittlerweile beschäftigt mich persönlich der YouTube Kanal etwa 4-6 Stunden in der Woche.

Zum Glück habe ich ein gutes Team, welches für mich die Themen recherchiert und vorbereitet, so dass meine Tätigkeit sich auf das Durcharbeiten der Texte und das Präsentieren beschränkt.

2. Wann haben Sie sich zum ersten Mal damit beschäftigt, derartige Videos zu drehen und warum?

Angefangen hat alles vor elf Jahren. Mein erstes Video habe ich noch mit einer Webcam gedreht. Es handelte von Ed Hardy Abmahnungen. Das Mode Label hat damals Abmahnungen an eBay Verkäufer verschickt, sofern sich herausstellte, dass aus der Türkei mitgebrachte Ed Hardy Kleidungsstücke Fälschungen waren.

Für mich war es damals schon eine Herausforderung, die Webseite YouTube ordentlich bedient zu bekommen. Daher hatte ich mir über die Optik des Videos und die Technik keine Gedanken gemacht. Eine Freundin schüttelte über dieses erste YouTube Video nur den Kopf. Sie arbeitete bei Stern TV und war eine wesentlich bessere Qualität gewöhnt.

Das führt bei mir dazu, dass ich das Thema YouTube ein Jahr ad acta gelegt habe, dann allerdings mit besserem Equipment und vor allen Dingen einer guten Beleuchtung vor nunmehr exakt zehn Jahren durchgestartet bin.

3. Wie wählen Sie Ihre Themen aus?

Mittlerweile habe ich zwei Juristen, die sich ausschließlich um unsere Publikationen und insbesondere den YouTube Kanal kümmern. Immer mittwochs ist Redaktionskonferenz. Dort werden die neuen Themen präsentiert. Die Themen finden wir in juristischen Fachzeitschriften, in Tweets bekannter Kollegen oder in den klassischen Medien. Meist sind es Themen, die eine breite Masse interessieren.

In der Regel führen die Themen bei uns auch nicht unmittelbar zu Geschäft. Dafür ist das von uns ausgewählte Spektrum viel zu breit gestreut. Hier verfolge ich folgenden Ansatz: YouTube ist Content Marketing. Content Marketing ist zu 90 % Entertainment und zu 10 % Verkauf.

Das bedeutet, dass die meisten Videos die Menschen mit Rechtsthemen unterhalten sollen und nur wenige Videos darauf abzielen, den Menschen unsere Rechtsdienstleistungen näher zu bringen. Bislang klappt das sehr erfolgreich.

4. Wer ist Ihr Publikum und wo kann man Sie sonst noch sehen?

Die schlechte Nachricht vorab: mein Publikum besteht zu 92 % aus Männern und nur zu 8 % aus Frauen. Die Hintergründe dazu konnten wir noch nicht klären. Selbst so Themen wie die Haftung des Friseurs bei fehlerhafter Haarfärbung haben kurioserweise mehr Männer als Frauen angesprochen.

Erfreulich ist allerdings, dass unser Kernpublikum zwischen 25 und 38 Jahre alt ist. Das ist eine sehr schöne Zielgruppe; darunter befinden sich etliche start ups, die sich dann zunächst an uns wenden, wenn sie eine Rechtsfrage haben.

Allerdings hat jede Plattform ihr eigenes Publikum: Noch ältere Menschen erreichen wir über unsere Facebook Auftritte, bei Instagram können wir eher Frauen ansprechen und ein sehr junges Publikum erreichen wir mit unserer neusten Präsenz auf der Plattform TikTok.

Sehr erfolgreich ist aktuell unser Instagram Kanal recht2go, den wir zusammen mit den Machern von Stern TV betreiben. Dort erklären wir täglich 1 Minute juristische Alltagsfragen. Das kommt bei den Menschen gut an.

5. Worin sehen Sie  gerade für Juristen den Mehrwert sich zusätzlich zum anspruchsvollen Beruf so leidenschaftlich zu engagieren?

Letztlich muss sich jeder fragen, was er genau unter dem Beruf eines Juristen versteht.

Im Studium lernt man das juristische Abarbeiten. Dabei wird allerdings viel zu häufig vergessen, dass man nur abarbeiten kann, was auch auf dem Tisch liegt.

Die entscheidende Frage war für mich schon zu Beginn der Anwaltstätigkeit: wie kommt man an Mandate? Insofern sehe ich die Akquise ganz klar als Teil meines Jobs.

Und natürlich kann gerade Akquise nur erfolgreich sein, wenn man sie mit Leidenschaft angeht. Leidenschaftlich kann man sein, wenn Dinge einem Spaß machen und YouTube macht mir großen Spaß.

6. Wer unterstützt Sie dabei bzw. mit arbeiten Sie dabei am Liebsten zusammen?

Mittlerweile haben wir ein größeres Team zusammengestellt, welches für die Publikation der Kanzlei verantwortlich ist. YouTube ist aber nur ein Baustein. Zwei Juristen schreiben die Texte, andere erstellen die Thumbnails, YouTube Spezialisten laden die Videos hoch und der Dreh erfolgt von mir mittlerweile komplett alleine am Selbstfahrer-Studio.

Vor zwei Jahren habe ich endlich realisiert, wovon ich schon lange geträumt habe: ein eigenes Studio, welches so aufgebaut ist, dass Videos nach dem Dreh nicht mehr geschnitten werden müssen. Die unterschiedlichen Kamera-Perspektiven schneide ich während des Drehs in Echtzeit mit den Füßen.

Ein bisschen ist es wie Klavier spielen; man muss es einmal erlernen und dann klappt das automatisch. Für uns hat es dazu geführt, dass wir auch auf tagesaktuelle Themen in Echtzeit reagieren konnten und somit vom YouTube Algorithmus mit einer hohen Position belohnt werden.

7. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:

Kollegen, die ins Marketing einsteigen möchten, sollten vielleicht nicht unbedingt mit YouTube beginnen.

Wie immer im Leben, zahlt sich natürlich Hartnäckigkeit aus, bei YouTube kann es aber bis zu ein Jahr dauern, bis man akzeptable Fanzahlen zusammengetragen hat.

Schneller geht es ja schon, wenn man erst einmal ein Blog aufsetzt oder bei Twitter ein teigt.

Auch eine Facebook Community ist verhältnismäßig einfach aufgebaut, genauso sieht es bei Instagram aus, wenn man eine Affinität zu schönen Fotos hat.

Und dann gilt natürlich: nicht einschüchtern lassen, wenn das Wachstum am Anfang sehr langsam ist.

Ich habe zum Beispiel sieben Jahre gebraucht, bis ich die ersten 100.000 Fans bei YouTube hatte, drei Jahre später bin ich nun bei 600.000 Fans.

Wenn man bestimmte Schwellen überschreitet, spielen einen die sozialen Netzwerke eher aus und man wächst auch schneller.

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere außergewöhnlichen Persönlichkeiten und lassen Sie sich inspirieren!

Weitere Interviews finden Sie hier.

 

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