Interview: Carmen Thornton, Österreich
Die CLP - Interviewreihe geht in die dritte Runde: Nach der Expertenrunde sowie den Legal-Coaches geht es nun in erster Linie um besonderes Engagement in und neben dem Anwaltsberuf. Einige von ihnen sind für dieses Engagement bereits mit Preisen geehrt worden; in jedem Falle aber sind alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Kreis sehr erfolgreich in dem, was sie tun. Das mag an der mitreißenden Leidenschaft liegen, mit der sie sich für ihre Sache engagieren. Oder an ihrem persönlichen Erfolgsrezept, was sie uns jeweils am Ende verraten.
Wer ist Carmen Thornton?
Mag. Carmen Thornton ist selbständige Rechtsanwältin in Wien. Ihre Kanzlei ist spezialisiert auf Trennungen und Scheidungen sowie Obsorge- und Unterhaltsverfahren. Sie schreibt regelmäßig Kolumnen zu familienrechtlichen und gesellschaftspolitischen Themen in der Tageszeitung „DER STANDARD“ und dem Magazin „WOMAN“. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mag. Carmen Thornton ist als eine der ersten Rechtsanwälte in Österreich auf Social Media vertreten, um den Beruf der „Rechtsanwältin“ unter angehenden Juristinnen attraktiver zu machen. Auf Instagram folgen Ihr ca. 18 Tsd. Follower.
Carmen Thornton erhielt in diesem Jahr den JUSTITIA AWARD, den Award im Rahmen der "Promoting the Best Awards" in der Kategorie „Beste Juristin 2020“ und war unter den Top 3 in der Kategorie Legal des DIGITAL FEMALE LEADER AWARD.
1. Was heißt es für Sie, ein „Influencer“ zu sein?
In Österreich gibt es derzeit nur knapp über 20% weibliche Anwältinnen, obwohl über die Hälfte der Studierenden der Rechtswissenschaften weiblich sind. Auch in der Ausbildungszeit sind noch etwa die Hälfte der KonzipientInnen weiblich. Danach gibt es aber einen plötzlichen Abfall dieser Kurve. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Familienplanung und die Eintragung als Rechtsanwalt oft zeitlich zusammenfallen aber auch damit, dass der Beruf unter Frauen als nicht familienfreundlich und generell nicht besonders attraktiv gilt.
Mit meiner Präsenz auf Social Media, und insbesondere Instagram, möchte ich insbesondere jungen Frauen zeigen, dass der Beruf der „Rechtsanwältin“ ein spannender und facettenreicher Beruf ist, der auch familienkompatibel ist.
2. Wann haben Sie sich zum ersten Mal damit beschäftigt und warum?
Ich habe bereits vor knapp 3 Jahren begonnen im Magazin „WOMAN“ eine Online Kolumne zu schreiben. Diese Kolumnen wollte ich bekannter machen und habe daher dringend einen Online Auftritt gebraucht.
Die Wahl von Instagram erfolgte hingegen eher zufällig. Ich bin über Freunde auf Instagram aufmerksam geworden und habe Anfangs den Nutzen der Plattform überhaupt nicht verstanden.
Der Zweck von Facebook war mir klar, da man mit Facebook mit Bekannten in Kontakt bleiben konnte, aber über Instagram Fremden zu folgen, fand ich seltsam. Doch dann ist mir aufgefallen, dass es in Österreich in den konservativeren Branchen professionell kaum genutzt wird, wohingegen dies in den USA zum Beispiel weit verbreitet ist.
Anfangs habe ich meine medialen Beiträge und Kolumnen zum Familienrecht gepostet, aber da Instagram ein visuelles Medium ist, hat das nur mäßig funktioniert, da Beiträge mit Schriftzeichen in der Sichtbarkeit zurückgestuft werden. Weitaus besser ging es, als ich begonnen habe meinen Arbeitsalltag, mein Büro und meine Bürooutfits zu posten.
Da war das Interesse an meinem Account plötzlich sehr groß, weil doch viele Menschen wissen wollen, wie der Alltag einer Anwältin denn so aussieht.
3. Wie arbeiten Sie heute mit Social Media?
Ich poste regelmäßig meinen Arbeitsalltag mit Gerichtsterminen und Besprechungen aber auch meinen privaten Alltag mit Kindergeburtstagen, privaten Einladungen und Urlauben. Der Schwerpunkt liegt aber weiterhin auf meinen Kolumnen und den dahinterstehenden rechtlichen Problemen und gesellschaftspolitischen Themen.
Außerdem versuche ich regelmäßig persönliche Anfragen meiner Follower zu beantworten und Frauen untereinander zu vernetzen.
4. Wer sind Ihr Follower, Ihr Netzwerk?
Meine Follower-Struktur besteht hauptsächlich aus Frauen und besonders vielen Studentinnen.
5. Spielt es eine Rolle als Influencerin, dass Sie Juristin sind und warum?
Es ist wichtig zu zeigen, dass Frauen in Rechtsberufen vertreten sein müssen, um die Gesellschaft auch entsprechend repräsentieren zu können. Insofern spielt es natürlich eine Rolle, wenn man gerade als Juristin soziale Medien nutzt, um Frauen für Rechtsberufe zu begeistern.
Außerdem ist es wichtig, das Recht für die Menschen verständlich zu machen, damit sich die Menschen und insbesondere Frauen ihrer Rechte bewusst sind und für ihre Rechte auch eintreten.
6. Wer unterstützt Sie dabei bzw. mit arbeiten Sie dabei am Liebsten zusammen?
Ich kann mich sehr glücklich schätzen, da ich sowohl von meinem Ehemann als auch meiner Familie und einem großen Freundeskreis unterstützt werde.
7. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:
Dream. Dare. Do.
Vielen herzlichen Dank.
Freuen Sie sich auf weitere außergewöhnlichen Persönlichkeiten und lassen Sie sich inspirieren!